Unsere Ziele:
Wir möchten die Errichtung einer riesigen Schießhalle und die Erweiterung des Schießstandes zu einem überregionalen Zentrum für Sport- und Freizeitschützen verhindern.
Wie alles begann
Auf dem Schießplatz in Waak-hausen wurde zwischen 1969 und 2006 mehrere Jahrzehnte lang ohne wesentliche behörd-liche Kontrollen regelmäßig in großen Mengen Bleischrot ver-schossen. Ohne entsprechende Auffang- und Entsorgungsvor-richtungen verrotteten die Blei-kugeln auf der nassen Moor-fläche sowie in den angrenz-enden Waldstücken und ver-seuchten die Böden tief mit Blei.
Nachdem 2002 Worpsweder Ratsmitglieder der UWG und FDP letztendlich ohne nachvoll-ziehbaren Erfolg bei der zustän-digen Kreisbehörde interveniert hatten, kam es schlussendlich unter Zuhilfenahmen des Umweltministeriums in Hannover 2006 zu einer Teil-sanierung der bleiverseuchten Flächen mit Auflagen bezüglich des Auffangens und der Entsorgung der Bleischrote. Der hochgiftige Abraum wurde in einer Folie gesichert am Rand des Schießplatzes in einem Erdwall (Altlastwall synonym "Wurst") gelagert. Gleichzeitig sicherte die Kreisbehörde den Anwohnern der Schießanlage die seit 2005 eingeforderte schall-technische Überprüfung der Lärmbelastung zu. Nach jahre-langem Verzögern und kosten-trächtigen Schallgutachten seitens der Anwohner veranlasste die Behörde 2018 ein Schallgutachten und erließ darauf die z. Zt. gültige immissionsschutzrechtliche Anordnung zur Begrenzung der Schusszahlen.
Der Schießstand ging 2018 in den Betrieb der „Schießstand Waakhausen gGmbH“ mit dem alleinigen Gesellschafter JWC (Jagd- und Wurftaubenclub Osterholz Scharmbeck) über und diente überwiegend der ver-stärkten freizeitsportlichen Nutzung durch Sportschützen und damit einem hauptsächlich kommerziellen Zweck.
Die Landesjägerschaft Bremen und die Jägerschaft Osterholz waren offiziell nicht mehr an der Schießstand gGmbH beteiligt.
Da die begrenzten Schusszahlen nicht ausreichten, plante man auf dem Gelände der Schießsport-anlage einen Wall mit 500.000 Tonnen kontaminiertem Z2 Material, um durch Minderung der Schallintensität die Schuss-zahlen massiv steigern zu können. 350 Meter lang, 130 Meter breit und 22 Meter hoch sollte der riesige Wall werden; fast halb so hoch wie der Weyerberg.
Jahrelang wären insgesamt etwa 25.000 Lkw-Ladungen nach Waakhausen angeliefert worden.
So massive Veränderungen der Landschaft bedeuten eine Wertminderung Worpswedes als staatlich anerkannter Erholungs-ort, führen zu einem Image-verlust und minimieren die Attraktivität für Erholung suchende und naturliebende Gäste.
Was kam dazu?
Anlässlich einer Begehung des Schießstandes durch die Umweltverbände im Winter 2018 wurde offensichtlich, dass Sicherungs- und Entsorgungs-maßnahmen zur Verhinderung eines Bleieintrages in Boden und Wasser, nicht erfolgt waren und die Teilsanierung von 2006 damit konterkariert worden war.
Außerdem bestand der begrün-dete Verdacht, dass ein 2006 angelegter und besonders gesicherter Wall zur Ablagerung des damals tonnenweise ange-fallenen Bleis undicht sein könnte.
Anlässlich einer Akteneinsicht am 7.3.2019 konnten offizielle Messreihen eingesehen werden, die extrem hohe Bleiwerte vor dem Schießplatz und noch deutlich erhöht 1,5 km entfernt bei Viehland in den Sedimenten der abführenden Gräben belegten.
Die Behörde lehnte zunächst die Bewertung dieser selbst angeord-neten Messwerte aus formalen Gründen ab. Auch ein Gefährdungsgutachten zur Klärung des Gefahrenpotentials der Bleibelastung wurde abge-lehnt.
Der Rat Worpswede fasste dann mehrheitlich gegen die Stimmen der CDU und des Bürgermeisters den Beschluss, ein Gefährdungs-gutachten vom Landkreis zu fordern.
Nachdem sich zwischenzeitlich politische Gremien des Land-kreises und das Umwelt-ministerium in Hannover mit dem Thema befaßt hatten, wurden die Bleibelastung des Schießstandes und der daraus folgende Sanierungsbedarf anerkannt und ein Gefährdungsgutachten von der Behörde positiv beschieden.
Der Vorsitzende der Schießstand Waakhausen gGmbH wies daraufhin jegliche Verantwortung von sich. Der Schießstand wurde dann zum 01. 07. 2019 geschlossen.
Am Mittwoch den 19. Juni 2019 machte die Behörde des Land-kreises in einer Pressekonferenz ihre Position deutlich.
![]() | wümme-zeitung 21.06.2019 - Kein wall.pdf (60.08KB) |
![]() | wümme-zeitung 21.06.2019 - Kein wall.pdf (60.08KB) |
Zusammenfassung und Darstellung von Hintergründen der Auseinandersetzung bis Ende 2019:
Was geschah weiter in Sachen Blei?
Am 10. März 2021 wurde das abschließende Gefährdungsgut-achten zur Beurteilung der Um-weltbelastung auf dem Gelände der Schießanlage in Waakhausen im Kreisausschuss für Umwelt und Planung vorgestellt. (Siehe Gefährdungsgutachten mit Anlagen).
An dieser Sitzung konnten nur zehn Bürger als Zuschauer ohne gezielte Rückfragemöglichkeiten teilnehmen. Die Ergebisse be-stätigten und übertrafen alle Befürchtungen.
Die Böden des Schießplatzes sind tief und massiv mit Blei verseucht. Die Sedimente der Gräben sind bis weit über die Grenzen des Schießstandes hinaus ebenfalls stark bleibe-lastet. Das Rückhaltevermögen der Torfböden ist überschritten, so dass auch das Grundwasser stellenweise deutlich bleiver-seucht ist.
Die Kugelstände werden trotz starker Bleibelastung z. Zt. immer noch weiterbetrieben, obwohl die Schrotstände seit Juni 2019 geschlossen sind.
Der Zustand des 2006 mit dem gesamten Bleiabfall der ersten Sanierung angelegten Altlast-walles erfordert kurzfristige Sicherungsmaßnahmen, um einer sonst drohenden, weiteren Bleivergiftung der Umwelt vorzubeugen. Mittelfristig ist die vollständige Entsorgung des Bauwerks zu prüfen.
(Siehe Bewertung Sanierungs-bauwerk, Presseerklärung zur Bewertung).
Mehr als vier Jahre nach Vorstellung des Gefährdungs-gutachtens liegt immer noch kein umsetzungsfähiger Plan für die Sanierung des hoch kontaminierten Geländes vor. Die Behörde wartet weiter darauf, dass die Betreiberin den immer wieder hinausgezögerten Sanierungsplan endlich vorlegt.
Die dringend notwendige Druck-entlastung des hochgiftigen Inhaltes des Altlastwalls ist noch immer nicht erfolgt, da die Betreiberin die Umsetzung sämtlicher Anordnungen der Behörde juristisch hinauszögert.
Wie ging es mit dem Schießstand weiter?
Im Juli 2020 wurde bekannt, dass der Schießstand Sachver-ständige Gerhard Schorner die Anlage gekauft hat (Dazu: Presse Hameln). Nach ersten Informa-tionen (Dazu Wümmeztg: Ver-kauf, Große Pläne, Weiterer An-lauf) war zunächst die Wieder-herstellung der Schießanlage mittels eines 12m hohen Walls mit Auffangnetzen geplant.
In einem Gespräch der Behörde mit dem Investor im März 2021 über die Konsequenzen aus dem Gefährdungsgutachten bestand er auf seiner Absicht, den Schieß-stand erheblich zu erweiternund lehnte Einstellung des Kugel-schießens. Darauf ergingen förmliche Bescheide an die Betreiberin, bei deren Nicht-erfüllung Zwangsgelder ange-droht wurden.
Von diesen Bescheiden sind aktuell mit Stand September 2025 nur die Einstellung des Schrotschießens und die Unter-suchung des Sicherungsbau-werks ("Wurst") umgesetzt. Dieses muss abgetragen werden. Dabei sind etwa 3.000 Kubik-meter hoch kontaminierte Flüssigkeit zu entsorgen.
Am 8. Juni 2022 wurde im Kreisausschuss für Umwelt und Planung deutlich, dass die Erweiterungs- und Ausbaupläne Gerhard Schorners sehr wahr-scheinlich nicht genehmigungs-fähig sind und damit keine Zukunft haben.
Viola Mair hat darauf Gerhard Schorner als Betreiberin abgelöst.
Es ist zu befürchten, dass in Waakhausen ein gewerbliches Schießzentrum für Jedermann entstehen soll. Zu erwarten ist Publikum jedweder Couleur (Werbevideo "Schießvergnügen für Jedermann") mit Schieß-betrieb von morgens bis abends auf offenen Büchsenständen, Aufenthalts- und Seminarräumen sowie Waffen-Shops. Mit der Ausbildung von Jägern und der Übung des jagdlichen Schießens hätte das faktisch nichts mehr zu tun und wäre allein damit wirtschaftlich nicht profitabel zu betreiben. Deutlich zunehmender Schießbetrieb durch teils auch von weit her angereistem Publikum ist seit Sommer 2021 festzustellen.
Die Betreiberin hält den Antrag auf Ausweitung des Kugel-schießens bevorzugt für schwere Waffen weiter aufrecht.
Sollten die Pläne der Betreiberin durchgesetzt werden, sind stark zunehmende Frequentierung des Schießstandes und deutlich mehr Lärmbelästigung durch Spaß- und Freizeitschützen zu erwarten.
Die Kugelstände werden trotz ausbleibender Sanierung zu-nehmend auch von waffen-affinem Klientel genutzt. Starke Zweifel bestehen an der rechtlichen Grundlage der Betriebserlaubnis, welche die Behörde bei Übergang von der Jägerschaft auf die neue Be-treiberin nicht überprüft hat.
Die Sanierung wird weiterhin verschleppt und die Anord-nungen der Behörde werden ignoriert und juristisch konterkariert.
Die Jägerschaft OHZ ist auf dem Schießstand Waakhausen nicht mehr präsent und führt ihre Jägerausbildung u. a. auf dem Schießstand Ohrensen durch.
Wie steht Worpswede zu den Vorgängen?
Wird Worpswede mit einem gewerblich genutzten Schieß-vergnügungszentrum
(Siehe Video Schießzentrum Ulm) noch dem Image eines staatlich anerkannten Erholungs-ortes und eines Künstlerdorfes gerecht?
Auf einer Sitzung des Gemeinde-rates Worpswede im Sommer 2019 wurde offenbar, dass der Bürgermeister durch eine Ände-rung des "Regionalen Raumord-nungs Programmes" (RROP) eine Herabstufung des Gebietes in Waakhausen von Vorrang-gebiet für Natur und Landschaft auf Vorbehaltsgebiet für Natur und Landschaft befürwortet. Damit wären u. a. der Bau eines Walles und eines neuen Schieß-standes machbar. Dem steht die
Stellungnahme der KNV vom Sommer 2019 entgegen.
Dazu auch die Anzeige der Bürgerinitiative in der Wümme Zeitung
Bemerkenswert ist die fehlende Ausweisung der Trap und Skeet Schrotschussstände als "Sonder-baufläche Schießstand" im Flächennutzungsplan (FNP) der Gemeinde Worpswede.
Quelle:
https://www.gemeinde-worpswede.de/portal/seiten/flaechennutzungsplan-908000101-21090.html?rubrik=908000013.
War die behördliche Genehmi-gung des Ausbaus der Schieß-sportanlage in der Vergangen-heit bereits schon rechtswidrig? Auf der Ausschusssitzung am 10. 03. 2021 wurde deutlich, dass sogar die Kugelstände nur zum Teil auf der "Sonderbaufläche Schießstand" liegen. Nach Osten und Norden überschreitet der Langwaffen-stand die vorgesehene Baufläche.
Zur Erklärung der Zusammen-hänge:
Der Worpsweder Rat erteilte am 16. und 18. Mai 2022 den Erweiterungs- und Ausbau-plänen Gerhard Schorners eine klare Absage. In dem Ratsbeschluss wurde die komplette und dauerhafte Einstellung des Schieß-betriebes auf der Schießanlage Waakhausen gefordert. Diese Forderung hat die Kreisver-waltung als Herr des Verfahrens bisher nicht zur Grundlage ihres Handelns gemacht.